Wichtige Termine in Nierstein
Nächste öffentlich organisierte Wanderungen und Radtouren
Wandern und radeln in Rhein-Selz
Radtour zum Kühkopf über das hessische Ried
Heute möchte ich Euch zu einer Radtour zum Kühkopf mitnehmen. Der Frühling ist die ideale Zeit um hinzufahren. Es ist nicht zu heiß und die berühmten „Rheinschnaken" sind noch nicht aktiv.
Das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue, eine wildromantische Altrheininsel, befindet sich gegenüber von Guntersblum. Der Kühkopf entstand aus einer Rheinschleife, die 1829 bei der Rheinbegradigung zur Insel wurde. Seit 2007 trägt das Gebiet den Unesco-Titel „Europareservat". Früher ein Teil der Gemarkung Guntersblum, gehört es heute zu Hessen. Auf ca. 24 ha gibt es Auen- und Waldlandschaften.
Um auf die „eebsch Seit", wie die Rheinhessen sagen, zu kommen, und da die Guntersblumer Fähre zurzeit leider nicht fährt, nehmen wir die Kornsand-Rheinfähre.Wir werden durch das hessische Ried radeln und nehmen die Richtung Trebur.
Nach ca. 1 km biegen wir nach rechts auf die L3094. (Am Ende des Artikels könnt Ihr die genaue Wegbeschreibung auf Euer Smartphone downloaden.)
Wir folgen den Betonweg am Pumpwerk Wächterstadt vorbei und entlang den Riedwiesen von Wächterstadt. Nach der Satelliten-Messstelle BNetzA biegen wir nach rechts in das hessische Ried.Das Ried war früher immer wieder von schweren Rheinüberschwemmungen betroffen. Erst mit der Regulierung des Rheins wurde es für den Ackerbau nutzbar. Ackerflächen und Obstwiesen wechseln sich ab.
Wir folgen den Weg quer durch den Wald und überqueren die Erfelder Straße bis zur Schwedensäule. Zeit für eine kleine Pause.
„Die Schwedensäule erinnert an den legendären Rheinübergang des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf (1594-1632), der am 7. Dezember 1631 mit seinem Heer an dieser Stelle den Rhein überwand um auf der anderen Rheinseite die Spanier in die Flucht zu schlagen. … Der auf der Säule thronende Löwe schautin die Richtung, in der die Überfahrt erfolge nach der jenseitigen Landungsstelle, dem Kampfplatz und Schwedenkirchhof. Der Rheinübergang der schwedischen Armee bei Erfelden und Stockstadt gehört zu den herausragenden militärischen Leistungen im dreißigjährigen Krieg." so steht es auf der Tafel.
Das Gelände rund um die Schwedensäule ist wunderschön und hat einiges zu bieten. Habt Ihr die Zentner Eiche entdeckt?
Wir verlassen die Säule und setzen unsere Radtour fort. Nach ca. 350 m biegen wir nach links, dann wieder nach rechts und wieder nach rechts. Wir sind am Neujahrsloch angekommen. Was für ein wunderbarer romantischer Ort! Seine Entstehung war weniger romantisch. „Der durch anhaltende Niederschläge im Spätsommer und Herbst des Jahres 1882 ohnehin schon ungewöhnlich hohe Rhein erreichte am 29. Dezember den höchsten Stand überhaupt. Das Wasser stand zum Jahreswechsel 1882/83 bereits auf der Krone des damals noch niedrigeren und noch nicht so breiten Dammes. In den Morgestunden des 1. Januar 1883 brach der Hauptdamm auf einer Länge von 115 m. Das durch die Öffnung strömende Rheinwasser spülte ein 19 bis 22 Meter tiefes und damals bis 190 Meter breites Strudelloch, einen sogenannten Kolk, aus. Die flussabwärts angrenzenden Ortschaften Leeheim, Geinsheim, Wallerstätten und Trebur waren überflutet (ähnlich wie vor einigen Jahren bei uns die Donauüberflutung)." Quelle: „Wie das Neujahrsloch entstand" von Walter Glöck. In „Damals auf dem Kühkopf, Hrsg.: G. Bielohlawek-Hübel, Frankfurt 1988.
Weiter geht's. Wir folgen den Weg bis nach Erfelden.
Wir überqueren die Rheinbrücke und sind auf dem Kühkopf angekommen.Die Rhein Insel kann nur zu Fuß oder mit dem Rad entdeckt werden. Die Wege sind ausgeschildert. Ein Rundgang um den Kühkopf ist ca. 17 km lang. Es gibt Beobachtungsstände und ruhige Plätze am Rhein, um Flora und Fauna zu beobachten.
Direkt nachdem wir die Rheinbrücke überquert haben, sehen wir rechts und links imposante Kopfweiden. Die Kopfweiden sind Zeugen vergangener Nutzformen. Die Weidentriebe wurden für die Herstellung von Körben und auch als Brennholz genutzt.Die Kopfweiden werden heute als kulturhistorisches Erbe und als Brutbiotop vieler selten gewordenen Vogelarten gepflegt.
Wir folgen dem Weg und kommen an dem alten Forsthaus vorbei. Das ehemalige ländliche Restaurant ist leider seit einigen Jahren geschlossen.
Der betonierte Weg ist nun von schönen Obstbäumen gesäumt.Nach rund zwei Kilometern sind wir am ehemaligen Hofgut Guntershausen angekommen. Nach Dammbrüchen 1983 wurde die intensive Landwirtschaft auf dem Kühkopf eingestellt. Die Gebäude werden heute für Ausstellungen, Veranstaltungen oder Seminare genutzt. Neben dem Museum Stockstadt am Rhein im ehemaligen Verwalterhaus des Hofgutes befindet sich im Gebäudekomplex des Gutes auch das Umweltbildungszentrum „Schatzinsel Kühkopf" des Landes Hessen. Im großen Hof stärken sich, in normaler Zeit, die Wanderer und Radler.
Im Hof finden jährlich am 1. Mai das Kühkopf-Frühlingsfest (fällt dieses Jahr leider aus) und am 3. Wochenende im September das Kühkopf-Kelterfest statt.
Zeit das mitgebrachte Picknick in der Sonne zu genießen.Gut gestärkt beginnen wir unsere Kühkopf Umrundung und folgen den Rundweg 3, den sogenannter Haubentaucherweg. Auf 16,3 km umrundet er den gesamten Kühkopf und führt an schöne Auenlandschaften und schöne Aussichtspunkte vorbei. Der Weg ist ziemlich holprig und zeitweise relativ schmal, aber dafür wunderschön.
Wem es zu eng wird, kann auch ca. 500 m Richtung Forsthaus zurückradeln und den Weißstorchenweg 4 links fahren.
Beide Wege haben ihren individuellen Charme und führen zum Fähranleger gegenüber Guntersblum.
Zurück folgen wir ebenfalls den Rundweg 3. Auf halbe Strecke machen wir eine kurze Pause an dem Aussichtspunkt „Schwedensäule". Ziemlich entfernt hinter der Schilflandschaft sehen wir die „Schwedensäule". So schließt sich der Kreis. Der Waldweg hier ist besonders schön. Es riecht nach Frühling, der Bärlauch blüht. Tausende kleine Bärlauchblüten säumen den Weg. Was für ein herrlicher Anblick!
Noch ein kleines Stück und schon sind wir wieder an der großen Wiese angekommen.
Weiter geht es wieder zurück über die Erfelder Brücke und den Ried.
Müde aber zufrieden sind wir nach fast 45 km wieder an der Kornsandfähre angekommen. Ich hoffe, es hat Euch gefallen.
Solltet ihr nicht Radfahren können oder wollen, könnt Ihr auch das Auto in Erfelden oder Stockstadt abstellen und auf dem Kühkopf wandern. Das ist bestimmt auch sehr schön und entschleunigend.
Seit dem 13.05.2020 ist das Umweltbildungszentrum und das ehemalige Verwalterhaus im Hofgut Guntershausen mit Museum und Galerie wieder regulär geöffnet.Genaue Wegbeschreibung auf Outdooractive
(Die App Outdooractive ist kostenlos im Google Play oder im App Store erhältlich)