Kornsand Gedenkfeier – damit die Erinnerung wach bleibt
Bei der alljährlichen Gedenkfeier am Kornsand erinnern wir uns an die NS-Opfer Cerry und Johann Eller, Jakob Schuch, Nikolaus Lerch, Georg Eberhardt aus Nierstein und Rudolf Gruber aus Oppenheim. Es ist von großer Bedeutung, dass das schreckliche Geschehen vor 79 Jahren nicht vergessen wird.
Seit dem Jahr 1954 befindet sich am Kornsand in der Nähe des Tatorts ein Gedenkstein mit den Namen der Opfer. Zum Jahrestag versammeln sich Menschen aus Nierstein, Oppenheim und Trebur immer am frühen Abend auf Einladung des Arbeitskreises Kornsand, bei dem Johanna Stein als Sprecherin fungiert.
QR-Code enthüllt Geheimnisse der Tafel.
In diesem Jahr wurde neben dem Gedenkstein eine zusätzliche Tafel aufgestellt. Passanten haben die Möglichkeit, mithilfe eines QR-Codes mehr über die Geschichte und Ereignisse zu erfahren. Der Geschichtsverein Nierstein hat ein umfangreiches Faltblatt zum Kornsandgedenken herausgebracht. Das neue Faltblatt des Geschichtsvereins Nierstein, herausgegeben in Kooperation mit dem Arbeitskreis Kornsand, dem neben den Städten Nierstein und Oppenheim sowie der Gemeinde Trebur auch die Geschichtsvereine aus diesen Kommunen angehören, ruft nun erstmals die Geschichte des Gedenkens an den Mord in Erinnerung.
Hier könnt Ihr ihn abrufen. Das Faltblatt ist auch erhältlich bei den o.g. Kommunen.
Die Zukunft der Erinnerung liegt in den Händen der jungen Generation
In diesem Jahr sprach die Stadt-Bürgermeisterin Silke Rautenberg für die Gemeinde Trebur sowie die Städte Oppenheim und Nierstein. "Die Ermordung dieser fünf Menschen sollte uns auch heute noch eine Warnung sein", betonte sie. „Im Jahr 2022 wurden in Deutschland fast 60.000 politisch motivierte Straftaten verzeichnet. Rechtsextremismus stellt momentan die größte Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaft dar. In einer Zeit der Desinformation und Geschichtsfälschung ist das gemeinsame Erinnern an die Folgen von Krieg und Gewalt von entscheidender Bedeutung." "Inzwischen gibt es kaum noch Überlegende des Nazi-Terrors. Die Zukunft der Erinnerung liegt in den Händen der jungen Generation. Daher ist es wichtig, dass wir sie aktiv in unsere Gedenkkultur einbinden", unterstrich Rautenberg.
An der Veranstaltung nahm für die Stadt Nierstein der Erste Beigeordnete Otto Schätzel teil. Stellvertretend für die Gemeinde Trebur war Monika Deja vom Fachbereich Soziales, Kultur und Bildung anwesend.
Hauptrede von Bruno Walle
Bruno Walle, Vorsitzender des Bezirksverbands Rhein-Main der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt hielt die Hauptrede. Walle warnte davor, dass in Deutschland, Europa und weltweit der Geist der Nazis sowie deren Ideologie mit Nationalismus und Rassismus wieder auf dem Vormarsch seien. Er erwähnte ein Treffen von rechtsextremen Personen, bei dem die massenhafte Abschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert wurde. Dies sei jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Schon seit Jahren sei eine Zunahme von Nationalismus, Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung zu beobachten. Menschen, die anders aussehen, denken, leben oder lieben, seien mittlerweile in Gefahr, ins Visier rechtspopulistischer Gruppen zu geraten. Walle zog Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus.
Er sprach das Zitat von Pfarrer Martin Niemöller „Als sie mich holten!"
Der Gewerkschafter erinnerte auch an die Mordserie der rechtsterroristischen NSU, an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni 2019 und an den Anschlag in Hanau im Februar 2020. Seit 1990 wurden in Deutschland mehr als 200 Menschen von Neonazis ermordet, wobei die tatsächliche Zahl wahrscheinlich noch höher liegt. Walle rief dazu auf, dass jeder Einzelne in der Gesellschaft Zivilcourage zeigen solle. Menschenverachtenden Äußerungen und rechter Hetze müsse in jedem Fall entschieden widersprochen werden.
Nie wieder ist jetzt!
Die Gedenkstunde wurde musikalisch vom Bläserensemble der Jugendmusikschule Rhein-Selz umrahmt.
Bildergalerie
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