„Katrin und Ralf Bibiella leuchten die unglaublich komplexe Textur dieser Musik mit größter Raffinesse aus, so dass auch das dichteste Getümmel dieses schier unglaublichen Orchesterwahnsinns immer noch klar strukturiert, nachvollziehbar und gleichwohl mit mystischer Spannung aufgeladen scheint." – diese geradezu schwärmerischen Kritik des Musikjournalisten Guido Krawinkel in dem Fachmagazin „Klassik heute" für die Musik-CD deuten schon darauf hin: was das Orgelduo Katrin und Ralf Bibiella bei der Transkription und der Aufnahme auf CD eines der komplexesten Werke der Musikgeschichte, der Symphonie Nr. IX von Gustav Mahler, geleistet hat, findet in der Musikwelt derzeit große Anerkennung.
Kein Wunder, dass ihre Musik-CD „Gustav Mahler. Symphonie IX. Transkription für Orgelduo" auf der jüngsten vierteljährlich erscheinenden Longlist des Preises der deutschen Schallplattenkritik in der Sparte „Tasteninstrumente II" als eines der herausragenden Werke des Jahres 2020 aufgeführt wurde. „Allein auf dieser Liste zu stehen", freut sich der Musiker Ralf Bibiella, der nicht nur Kantor und Organist an der Katharinenkirche in Oppenheim ist, sondern auch das Propsteikantorat für Rheinhessen und das Nassauer Land innehat, „ist eine Ehre".
Zusammen mit seiner kongenialen Frau, der Konzertorganistin, promovierten Literaturwissenschaftlerin und Kantorin Dr. Katrin Bibiella, hat der Propsteikantor in den vergangenen zwanzig Jahren schon einige Symphonien von Mozart und Beethoven für die ganz besondere Orgel in der Oppenheimer Katharinenkirche erschlossen. „Die Woehl-Orgel in der Katharinenkirche", so Bibiella, „eignet sich für die Transkriptionen insbesondere von komplexen Musikstücken besonders gut, weil sie über ein breites Klangspektrum verfügt. Sie klingt einfach schon sehr symphonisch".
Dass das Musiker-Ehepaar sich an die Umarbeitung des als besonders schwierig geltenden Werkes von Gustav Mahler wagte, dazu gab der Erbauer der Oppenheimer Orgel, Gerhard Woehl, den Anstoß – ein Mann, der mit seinem Sohn zu den wohl eigenwilligsten aber auch bedeutendsten Orgelbauern Deutschlands gehört. Wer nun in die Mahler-CD des Ehepaars Bibiella, die Ende 2019 von Ambiente-Audio herausgebracht wurde, hineinhört, der kann die Expressivität des spätromantischen Komponisten Mahler, der in diesem seinem letzten vollendeten Werk seine Todesahnungen verarbeitete, förmlich spüren.
Das Orgel-Duo Bibiella entlockt der Woehl-Orgel sowohl die scheinbar sorglos-beschwingten als auch die düsteren, ganz zarten Töne, mit denen Mahler sein Orchesterwerk emotional „aufgeladen" hat. „Vom Zusammenspiel her, ist das auf der Orgel extrem komplex", berichtet Ralf Bibiella, „und auch von der Choreografie her sehr anspruchsvoll". Eine mehrmonatige Studienzeit widmete das Musiker-Ehepaar der Verfeinerung und Umsetzung ihrer Transkription der Mahler-Symphonie. Die CD mit einem sehr informativen Beiheft, in dem u. a. ein von der Symphonie inspiriertes Gedicht von Katrin Bibiella publiziert ist, war dann das Ergebnis. Ralf Bibiella blickt dankbar auf die arbeitsintensive Studienzeit zurück: „Es ist etwas entstanden, was es so bisher nicht gab und hat einfach fantastisch funktioniert, auch oder vielleicht gerade, weil wir die Verantwortung gegenüber dem Stück deutlich gespürt haben."
Bilder: Moritz Folkerts